Vorschläge für eine umfassende Bildungsreform

6. Februar 2022

Unsere Bil­dungs­po­li­ti­kerin Sabine Friedel hat, zusammen mit ihrer Kol­legin Christin Mel­cher von den Bünd­nis­grünen, Vor­schläge für eine umfas­sende Bil­dungs­re­form vor­ge­legt. 

Dar­über berichtet u.a. die Leip­ziger Volks­zei­tung.  

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Sabine Friedel

Bildungspolitikerin

Bitte keine Rück­kehr zur soge­nannten Nor­ma­lität. Hört auf die Wis­sen­schaft – das muss end­lich auch in der Bil­dungs­po­litik gelten.

Für uns steht fest: die welt­weite Umset­zung der Agenda Bil­dung 2030 sollte auch in Zeiten von Corona nicht in Ver­ges­sen­heit geraten und an Prio­rität ver­lieren. Denn das Recht auf Bil­dung ist ein zen­trales Men­schen­recht, ins­be­son­dere für Jugend­liche und Kinder. Auch in Sachsen müssen wir weiter mit Nach­druck für bes­sere Bil­dung arbeiten: für eine moderne und zukunfts­ori­en­tierte Bil­dungs­po­litik.

Für uns steht dabei für die Moder­ni­sie­rung und Wei­ter­ent­wick­lung der säch­si­schen Bil­dungs­land­schaft im Fokus:

Fürs Leben lernen, nicht für die Schule

Die Schule muss sich stärker an der Lebens­wirk­lich­keit und an den Bedürf­nissen im Erwach­se­nen­alter aus­richten. Junge Men­schen sollen in die Lage ver­setzt werden, später gut und erfolg­reich die Lebens­be­reiche

  • Wirt­schaft und Arbeits­welt
  • Soziale und per­sön­liche Bezie­hungen
  • Gesund­heit und Wohl­be­finden
  • Kultur, Sport, Frei­zeit und gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment

zu gestalten.

Sie sollen ein gutes und zufrie­denes Leben eigen­ver­ant­wort­lich und in sozialer Gemein­schaft führen können. Des­halb braucht es eine breite (nicht tiefe) Bil­dung. Und das heißt: Mehr Fächer­ver­bin­dung, mehr Pro­jekte, mehr prak­ti­sches Lernen. Und fach­liche Ver­tie­fung soll dort statt­finden, wo Schü­le­rinnen und Schüler ihre Talente, Inter­essen und Stärken haben.

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BIL­DUNGS­PO­LITIK

Verstehen statt auswendig lernen

Die Stoff­fülle in den Lehr­plänen muss dras­tisch redu­ziert werden. Sie führt dazu, dass Schüler oft nur aus­wendig lernen, aber den Stoff nicht ver­stehen, weil es eben ein­fach zu viel ist („Bulimie-Lernen”). Statt­dessen nötig: Grund­wissen und Grund­ver­ständnis sparsam defi­nieren. Das muss dafür aber sitzen. Auch ohne Hilfs­mittel. Was hilft einem Poly­nom­di­vi­sion, wenn man im Kopf keine Pro­zente über­schlagen kann?

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INHALTE

Vielfalt nutzen – Binnendifferenzierter Unterricht

Das deut­sche Schul­system leidet unter Viel­falt­sphobie und Ein­heit­lich­keits­wahn. Das ist die Ursache vieler Pro­bleme. Schüler haben unter­schied­liche Stärken und Schwä­chen, ihr Lern­tempo ist ver­schieden. Des­halb ist Bin­nen­dif­fe­ren­zie­rung das A und O jeder guten Bil­dung. Und so steht es eigent­lich auch seit 30 Jahren in unserem Schul­ge­setz: Jeder hat das Recht auf eine seinen Fähig­keiten und Nei­gungen ent­spre­chende Bil­dung. Das heißt, die Lern­ziele müssen zu den Vor­aus­set­zungen und Bedürf­nissen des ein­zelnen Schü­lers passen. Hier birgt die Digi­ta­li­sie­rung eine rie­sige Chance, dieses Ver­spre­chen end­lich mit Leben zu füllen und mit Ler­n­apps, flipped class­room und kol­la­bo­ra­tiven Tools neue Wege zu gehen.

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VIEL­FALT

Effizienteres Schulsystem für wohnortnahe Schulen

Hat man die Bin­nen­dif­fe­ren­zie­rung erst einmal zum Leit­prinzip in der Schule gemacht, dann braucht es keine äußere Dif­fe­ren­zie­rung mehr. Im Klar­text: Man braucht keine unter­schied­li­chen Schul­arten. Das gemein­same Lernen von der ersten Klasse an bis zum jeweils gewünschten Abschluss ist nicht nur besser für Schüler und Eltern. Es ist auch viel „effi­zi­enter” für den Staat. Dann muss man nicht mehr zwei Schul­netze par­allel betreiben – Ober­schule und Gym­na­sium – son­dern kann an jedem Schul­standort beides  unter einem Dach anbieten. Damit wird das Schul­netz dichter und die Wege kürzer. In der Pri­mar­stufe sorgt  jahr­gangs­über­grei­fender Unter­richt  für aus­rei­chend große Klassen auch im länd­li­chen Raum. Man kann wieder zu Fuß oder  mit dem Fahrrad zur Schule, anstatt ein kom­pli­ziertes und teures Schü­ler­be­för­de­rungs­system zu unter­halten.

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RÄUME

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Sabine Friedel

Bildungspolitikerin

Am Ende geht’s darum, Kinder und Jugend­liche in dem zu stärken, was Men­schen besser können als Maschinen: Krea­ti­vität, Empa­thie, Pro­blem­lö­sung, For­scher­geist, soziales Han­deln.

Das muss Schwer­punkt in den Schulen der Zukunft sein.